Die Kreditkarte im Detail

In Deutschland werden mehr als 1.000 unterschiedliche Kreditkarten angeboten. Mitunter sind viele Angebote auch von denselben Anbietern, wobei es hier zu gravierenden Unterschieden kommen kann. Werbungen, die von einer völligen Gebührenfreiheit berichten oder von der Tatsache, dass es kein Risiko für den Kunden gibt, überfluten die Verbraucher. Wer sich für eine Kreditkarte interessiert, sollte im Vorfeld einen Vergleich durchführen. Welche Anbieter gibt es, welche Produkte stehen zur Verfügung, welche Leistungen werden angeboten und mit welchen Kosten muss der Verbraucher rechnen? Erst wenn diese Fragen beantwortet sind und der Verbraucher weiß, welche unterschiedlichen Möglichkeiten zur Verfügung stehen, wird er sich am Ende für das richtige Produkt entscheiden.

Kreditkarte

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Was ist eine Kreditkarte?

Die Bezeichnung „Kreditkarte“ entstand in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Das Wort leitet sich von der englischen Bezeichnung „creditcard“ ab und mag natürlich für etwas Verwirrung sorgen: Kreditkarten sind nämlich nicht für Menschen, die mitunter einen Kredit benötigen; sie sind ausschließlich für vertrauenswürdige Kunden, die einen kostenlosen Kredit erhalten, mit dem sie in weiterer Folge Dienstleistungen, Waren oder Restaurantbesuche bezahlen können. Ein Grund, warum der Kreditkartenanbieter auch im Vorfeld an der finanziellen Situation des Antragstellers interessiert ist.
Kreditkarten können weltweit eingesetzt werden. Ob reale Geschäfts- oder Privattransaktionen oder Online-Einkäufe, ob zur Hinterlegung oder auch für eine Kaution – die Kreditkarte ist aus vielen Bereichen gar nicht mehr wegzudenken. Zu den Hauptanbietern gehören Visa und Mastercard, die mit den Banken zusammenarbeiten, wobei die Urväter, die American-Express und Diners Club, eine ausgebende Gesellschaft darstellen. Jene vier Anbieter beherrschen zudem fast den gesamten amerikanischen und europäischen Kreditkartenmarkt.

Was muss der Verbraucher beim Kreditkartenvergleich berücksichtigen?

Zu Beginn muss zwischen den „echten“ und „unechten“ Kreditkarten unterschieden werden. Während bei „echten“ Kreditkarten ein tatsächlicher Kredit gewährt wird, bürgt bei „unechten“ Kreditkarten niemand für die Kreditwürdigkeit des Verbrauchers; dem Kunden von „unechten“ Kreditkarten steht nur das Geld zur Verfügung, welches im Vorfeld selbst auf die Karte „aufgeladen“ wurde. Besitzer von echten Kreditkarten, die auch diese für Einkäufe nutzen, erhalten am Monatsende eine Abrechnung über die getätigten Einkäufe. In weiterer Folge wird die offene Summe vom angegebenen Girokonto abgebucht oder mittels Überweisung bezahlt; mitunter besteht auch die Möglichkeit, dass die offene Summe – wie ein Kredit – in Raten abbezahlt wird.

Welche Arten von Kreditkarten gibt es?

Die Chargekarte

Bei der Chargekarten-Variante wird die Rechnung innerhalb des Anschlusszeitraums bezahlt. Der Kunde erhält daher nur einen Kredit zwischen dem Zeitpunkt des Einkaufs der Ware und der Rechnungsfälligkeit; für diesen Kredit muss der Verbraucher keine Zinsen bezahlen. Im Regelfall wird der offene Rechnungsbetrag direkt vom angegebenen Girokonto des Verbrauchers abgebucht.

Die Debitkarte

Im Regelfall handelt es sich hier um eine gewöhnliche Girocard, die früher auch als EC-Karte bezeichnet wurde. Doch nur wenige Girocards, die in Deutschland im Umlauf sind, sind sogenannte Debitkarten, die mit einem Visa- oder Mastercard-Logo versehen sind. Es wird, wenn nur das Logo der Hausbank auf der Karte abgedruckt ist, kein Kredit gewährt; der zu bezahlende Betrag wird sofort abgebucht. International wird die Debitkarte auch gerne als Maestro-Karte bezeichnet, da sie vom Unternehmen Mastercard herausgegeben wird. Stammt die Karte vom Konkurrenten Visa, wird sie V-pay genannt.

Die Daily-Chargekarte

Die Daily-Chargekarte ist eine Mischung aus Charge- und Debitkarte. Die Abrechnung wird über das abrechnungstechnische Kreditkartenkonto durchgeführt, jedoch kann die Karte nur verwendet werden, wenn die Karte im Vorfeld aufgeladen wurde und somit ein Guthaben zur Verfügung steht. Der Kunde entscheidet am Ende selbst, wie hoch das Limit ist. Solange ein Guthaben auf der Karte ist, werden die Beträge sofort abgebucht. Ist kein Guthaben mehr verfügbar, wird der Kreditrahmen aufgebaut. Das entstandene Soll wird am Ende des Monats vom Girokonto abgebucht.

Die Prepaid-Kreditkarte

Prepaid-Kreditkarten sind eine Alternative für Verbraucher, die die Angst haben, die Kosten nicht im Griff zu haben oder mitunter nicht kreditwürdig sind und daher keine „echte“ Kreditkarte erhalten. Bei der Prepaid-Kreditkarte werden alle Zahlungen auf der sogenannten Guthabenbasis abgerechnet. Der Verbraucher lädt seine Karte mit einem Guthaben auf; ist das Guthaben aufgebraucht, kann mit der Kreditkarte keine Zahlung mehr durchgeführt werden.

Die Online-Kreditkarte

Eine weitere Möglichkeit, die den Verbrauchern zur Verfügung steht, ist die virtuelle Prepaid-Kreditkarte. Die Kreditkarte gibt es nicht als Plastikkarte; sie steht nur als Zahlenreihenfolge zur Verfügung und kann online oder per Telefon verwendet werden. Eine Bezahlung im Laden oder Restaurant ist nicht möglich.

Die Grundgebühren

Kunden achten im Vorfeld darauf, dass die Kreditkarte keine Kosten verursacht. Doch eine Kreditkarte, die keine Grundgebühr aufweist, ist nicht automatisch die beste Alternative für den Verbraucher. Schlussendlich ist die Kostenfreiheit oft mit verschiedenen Voraussetzungen verbunden: So muss, wenn sich der Verbraucher für eine Mastercard Classic-Kreditkarte entscheidet, ein Jahresumsatz von 4.000 Euro erzielt werden, sodass es zu keinen Kosten kommt. Andere Anbieter verrechnen hingegen keine Grundgebühr, verlangen jedoch Gebühren, wenn mitunter Geld abgehoben oder in einer Fremdwährung bezahlt wird. Es gibt auch Anbieter, die im ersten Geschäftsjahr keine Kosten in Rechnung stellen, sondern erst ab dem zweiten Jahr eine Grundgebühr einheben.

Die Transaktionskosten

Der Besitz der Karte muss nicht teuer sein – das Benutzen kann hingegen zur Kostenfalle werden. Vor allem dann, wenn die Kreditkarte mitunter an fremden Geldautomaten verwendet wird. So gibt es Anbieter, die – wenn bei Geldautomaten von Konkurrenzunternehmen Geld behoben wird – eine Gebühr von 5 Euro in Rechnung stellen. Verbraucher müssen sich daher im Vorfeld gut überlegen, wofür sie die Kreditkarte nutzen und ob mitunter Transaktionskosten entstehen können.

Der Zinsvergleich

Ein Kredit mag zwar eine angenehme Sache sein, ist aber mittelfristig niemals kostenlos. Die Zinsen sollten daher, wie auch bei dem gewöhnlichen Girokonto, im Vorfeld verglichen werden. Entscheidet sich der Verbraucher für eine Prepaid-Kreditkarte, erspart er sich den Vergleich – hier fallen keine Zinsen an.

Die Frage nach den Extra-Leistungen

Je günstiger die Kreditkarte ist, desto weniger Zusatzleistungen gibt es? Das muss nicht immer der Fall sein. Viele Anbieter punkten mit kostenlosen Auslandskrankenversicherungen oder diversen Bonusprogrammen. Zu beachten ist, dass Extra-Leistungen oftmals Extra-Gebühren mit sich bringen. Der Verbraucher sollte daher im Vorfeld darauf achten, welche Extra-Leistungen angeboten werden und ob diese kostenfrei sind oder mitunter Gebühren verursachen, sodass sich die Frage stellt, ob zusätzliche Leistungen überhaupt gewünscht oder erforderlich sind.

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veröffentlicht von Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.