Es gibt nur wenige Berufsfelder, deren Vertreter in den vergangenen Jahren einen derart großen Gehalts-Anstieg wie Immobilienmakler erlebt haben. Tendenz steigend! Ein Beispiel ist die Hauptstadt Berlin, in der die Immobilienpreise für Wohnungen seit 2004 um insgesamt 139 Prozent angestiegen sind. Diese Entwicklung ist mit anderen Großstädten wie München vergleichbar. Da die Maklerprovision prozentual zu den Immobilienpreisen berechnet wird, erhöht sich die Courtage der Makler dementsprechend. Die Kaufeslust der Deutschen an Immobilien ist aufgrund der günstigen Zinssituation ungebrochen. Die logische Folge: in deutschen Metropolen und im sogenannten Speckgürtel herrscht ein regelrechter Ausverkauf von Wohnraum.

Immobilienflaute in ländlichen Regionen

Eine völlig andere Situation herrscht auf dem Land vor. In diesen Gebieten sind Eigentumswohnungen oder Häuser noch immer erschwinglich. Für Normalverdiener ist der Traum von den eigenen vier Wänden in Großstädten wie Hamburg oder Frankfurt am Main in weite Ferne gerückt. Ein Haus auf dem Land ist für viele Immobiliensuchende dennoch keine Option. Unter dieser Situation leiden auch auf dem Land tätige Immobilienmakler, die aufgrund der geringen Beliebtheit vor einem großen Problem stehen. Allerdings ist es nicht nur die Lage, die potentiellen Häuslebauern auf dem Land Bauchschmerzen bereitet. Da sich die Objekte in ländlichen Gefilden häufig in einem schlechten Zustand befinden, ist die potentielle Käuferschaft aufgrund der drohenden Modernisierungs-Notwendigkeit sofort abgeschreckt. Die Konsequenz: die Immobilien finden keinen neuen Abnehmer.

In deutschen Großstädten sind mehr Personen an Mietwohnungen interessiert

Diese Entwicklung bestätigen ebenfalls Umfrageergebnisse des IDV. Nunmehr gab der Immobilienverband Deutschland bekannt, dass die Anzahl durchgeführter Mietwohnungs-Besichtigungen in einer klaren Abhängigkeit zur Einwohnerzahl des jeweiligen Ortes steht. In einer Großstadt mit mehr als 500.000 Einwohnern finden durchschnittlich mehr als neun Besichtigungen für eine Wohnung statt. In einer kleinen Stadt mit weniger als 30.000 Einwohnern interessieren sich im Durchschnitt nur 6,7 potentielle Mietparteien für eine Wohnung. Hinzu kommt, dass in Großstädten mehr als 50 Prozent aller Wohnungen durch Immobilienmakler vermittelt werden, während dieser Anteil in ländlichen Gebieten nur rund 40 Prozent beträgt. Deshalb ist in ländlichen Regionen ein vermehrter Einsatz durch Immobilienmakler notwendig, bis endlich ein Mietvertrag abgeschlossen wird.

Zahlungskräftige Akademiker möchten auch nach dem Studium in den Städten verweilen

Eine weitere interessante Entwicklung bezieht sich auf das noch immer steigende Interesse potentieller Hauskäufer, Bauland in Deutschlands Metropolen oder dem Umland zu erwerben. Diese Nachfrage führt wiederum zu steigenden Mieten. An dieser Tendenz wird sich auch zukünftig nichts ändern, da zahlungskräftige junge Akademiker nach ihrem Studium bestrebt sind, in den Universitätsstädten zu verweilen. Das berühmt-berüchtigte Haus auf dem Land ist hingegen überholt, da ein regelmäßiges Pendeln zwischen Dorf und Großstadt zu viel Zeit beansprucht. Erschwerend kommt hinzu, dass Zuwanderer außerdem Großstädte als Lebensort auserkoren, in denen sich bereits Zusammenschlüsse der jeweiligen Nationalitäten gebildet haben. Dadurch werden die Immobilienpreise in Deutschlands Großstädten unangetastet hoch bleiben. Deshalb ist es auch durchaus berechtigt, dass die Maklerdichte in deutschen Metropolen besonders hoch ist, wie Portale wie Immobilienmakler.de/staedte/berlin beweisen.

Spitzt sich die Lage in ländlichen Gebieten in den nächsten Jahrzehnten zu?

Da die Einwohnerzahl in Deutschland im Laufe der nächsten Jahrzehnte aufgrund des demografischen Wandels sinken wird, wird sich die Situation auf dem deutschen Immobilienmarkt noch verschärfen. Aufgrund der guten Infrastruktur werden auch Senioren eher in Städten als in leeren Dörfern nach einem Wohnobjekt Ausschau halten. Deshalb wird der Bevölkerungsrückgang insbesondere abgelegene ländliche Gefilde ereilen. Sollten auf dem Land tätige Immobilienmakler daraus die nötigen Konsequenzen ziehen und sich auf eine Vermarktung in Großstädten konzentrieren? Gewiss ist dieser Gedanke nicht ganz abwegig. Es sei denn, die Branchenvertreter beherzigen die Empfehlung des IVD, gezielt den Fokus auf eine bestimmte Region zu legen und diesen Status auszubauen. Kennen die Immobilienmakler ein bestimmtes Gebiet so gut wie ihre eigene Westentasche, werden Kunden gewiss von der fehlenden Anonymität und Verbindlichkeit begeistert sein.

Eine Idee zur Lösung des Provisionsproblems: eine Deckelung der Courtage

Allerdings kann man es keinem Immobilienmakler verdenken, der seinen Fokus aufgrund der Entwicklung des Immobilienmarkts vom Land auf die Großstadt richtet. Zunehmend werden kritische Stimmen laut, die eine Deckelung der Maklerprovision einfordern. Falls dieser Fall überhaupt irgendwann eintritt, gehen bis dahin gewiss noch einige Jahre ins Land. Für Gesprächsstoff ist durch diese Forderung jedoch erst einmal gesorgt.

veröffentlicht von Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.