Kaum ein anderes Thema hat letztes Jahr die deutschen Börsen und Anleger so beschäftigt, wie die Aufspaltungen von E.On und RWE. Beide Unternehmen hatten grundsätzlich die gleiche Idee, aber im Ergebnis grundverschieden umgesetzt. Was ist in der Zwischenzeit alles passiert? Wie haben sich die bisherigen und die neu auf den Markt geworfenen Unternehmen entwickelt und wie sieht deren Zukunft aus?

 

E.On und Uniper – Abspaltung des Überflüssigen

 

E.On hat es im Prinzip so gemacht, wie einige europäische Banken. Das Unternehmen hat mit Uniper eine Art „Bad Bank“ gegründet und alle Geschäftsbereiche dorthin ausgelagert, die man in Zukunft nicht mehr haben wollte und sich so nebenbei auch noch einiger nicht zukunftsträchtiger, defizitärer Bereiche entledigt. Auch wenn durch die Bundesregierung verboten wurde, dass das Atomgeschäft aus der zukünftigen Gesellschaft E.On ausgelagert wird, so konnten die Wasser-, Gas- und Kohlekraftwerke in die neue Gesellschaft Uniper umgeschichtet werden. Auch das Russlandgeschäft wurde so abgegeben. Vor allem wirbt man damit, dass man schwankungsunabhängig ist und auch in windschwachen Zeiten oder während der dunkleren Wintermonate ohne große Schwankungen Strom erzeugen kann. Ebenso baut Uniper immer neue Speicherkraftwerke, um den Ausgleich des Stromnetzes noch weiter zu verbessern.

 

E.On dagegen behielt die Stromnetze und das zukunftsträchtige Ökostromgeschäft mit Solar- bzw. Photovoltaikkraftwerken und Windparks. Das Atomgeschäft, für welche noch hohe Zahlungen für die Endlagerung auf das Unternehmen zukommen werden, konnte E.On nicht los werden und muss nun dafür haften. Die ganze Abspaltung hat sich E.On einfach gemacht. Sie legte die Anteile an Uniper einfach den bisherigen Aktionären ins Depot und spaltete so die neuen Aktien von der alten Aktie ab. Der Kurs reduzierte sich entsprechend. Seit der Abspaltung konnte sich die alte E.On-Aktie nicht besonders gut erholen, obwohl der DAX immer neue Rekordwerte erzielt. Die gekürzte Dividende lässt auch die Altaktionäre nicht in Jubelstimmung ausbrechen. Die Zahlen lesen sich dagegen einigermaßen gut. So konnte man ein positives Ergebnis melden und auch die Zukunftsperspektive sieht ganz in Ordnung aus. Die Aktie ist also geeignet für alle Anleger, die auf den Ökotrend setzen, sofern sie mit dem Beigeschmack des ungelösten Atomendlagerproblems leben können.

Für Investoren, die eine günstige Aktie erwerben wollen, eignen sich die Uniper-Papiere ziemlich gut. Die neue Aktien sind für einen guten Preis zu haben und auch die Rendite und die Zukunftsaussichten sind gut. Durch die Fokussierung auf die schwankungsunabhängige Stromproduktion und Energiespeicherung wird Uniper auch noch viele Jahre auf dem sich wandelnden Energiemarkt vertreten sein.

 

RWE und Innogy – Verkauf des Zukunftsmarktes

 

Bei RWE ist man anders an die Sache heran gegangen. Die herkömmlichen Stromerzeugungsbereiche Kohle und Gas blieben bei der „alten“ Gesellschaft RWE. Ebenso beließ man dort die Risiken aus dem Atomprogramm und entzog sich so dem Unfrieden mit der Bundesregierung. In der neuen Gesellschaft Innogy sind zukünftig die Ökostrombereiche mit der Stromerzeugung aus Sonnenenergie und Wind sowie die Stromnetze enthalten. Ebenso vereinfachte RWE so den geplanten Braunkohleausstieg, der für das Jahr 2017 geplant ist. Innogy ist auch das Unternehmen unter den in diesem Artikel genannten, dass am präsentesten ist. Intensive Werbung und Fokussierung auf die beliebten, sogenannten „neuen Energien“ machen Innogy zum wahrscheinlich bekanntesten der neuen Energieriesen.

Ebenso hat RWE auch den ganzen Abspaltungsprozess besser hinbekommen als E.On. RWE verkaufte die Anteile an der neuen Gesellschaft an Investoren und erzielte so einen Verkaufserlös, mithilfe dessen alte Verbindlichkeiten getilgt werden konnten. Diese alten Verbindlichkeiten hatten die alten Gesellschaften RWE und E.On erst in die missliche Lage gebracht und zur Aufspaltung gezwungen. Die Verschuldung konnte bei der Altgesellschaft durch den Verkauf gesenkt werden und die neue Gesellschaft kann ohne Altlasten in die Zukunft starten. Objektiv hat also RWE die Abspaltung mit einem besseren Ergebnis für die neuen Gesellschaften hinbekommen. Ebenso stehen beide Gesellschaften jetzt gut da und die Börsenkurse konnten sich bei RWE etwas erholen und bei Innogy stabil bleiben. Beide Aktien sind noch zu einem günstigen Kurs erhältlich. Je nach belieben können die Anleger entweder in das noch etwas günstiger bewertete Altgeschäft investieren oder zu einem etwas höheren Preis in das spannende Ökostromgeschäft mit der derzeit besseren Dividendenrendite.

 

Bewertung der beiden Aufspaltungen

 

Wie schon erwähnt ist die Aufspaltung bei RWE besser gelungen als bei E.On. Die Strukturen sind klarer und die Geschäftsbereiche sauberer getrennt worden. Ebenso konnte RWE einen Verkaufserlös erzielen und Schulden tilgen. Gewinner das Aufspaltungswettbewerbes sind also RWE und Innogy, vor E.On und Uniper.

Zukünftig wird man wohl den Altkonzern RWE mit Uniper vergleichen müssen und E.On gegen Innogy stellen. Um potenziellen Anlegern etwas Hilfestellung zu geben, hier noch ein paar Zahlen der vier Unternehmen:

 

  • E.On: KGV 11,3, Dividendenrendite ca. 4,1 %, Eigenkapital pro Aktie ca. 0,67 EUR
  • RWE: KGV 9,4, Dividendenrendite ca. 3,0 %, Eigenkapital pro Aktie ca. 6,50 EUR
  • Uniper: KGV 8,3, Dividendenrendite ca. 4,0 %, Eigenkapital pro Aktie ca. 34,50 EUR
  • Innogy: KGV 14,9, Dividendenrendite ca. 5,0 %, Eigenkapital pro Aktie ca. 17,00 EUR

 

Es wird interessant werden, zu sehen, wie sich die Altfirmen auf die Zukunft einstellen und wie sich die neuen Unternehmen am Markt etablieren werden.

veröffentlicht von Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.