Noch vor einigen Jahren wurde das Thema eSport von den meisten eher belächelt und wird bis heute nicht von jedem ernstgenommen. Tatsächlich hat der Trend rund um kompetitive Videospiele sich aber schon längst verselbstständigt und einen ganz neuen Wirtschaftszweig erschaffen. Davon profitieren nicht nur die beteiligten Spieler, sondern auch immer mehr Konzerne.

Wer verdient mit eSports Geld?

Wer mit eSports wenig vertraut ist, stellt sich oft zuerst die Frage, wie damit eigentlich Geld zu verdienen ist. Die Spieler selbst können Geld in erster Linie durch Preisgelder verdienen, welche für Turniere und ähnliche Veranstaltungen ausgegeben werden. Diese können im Extremfall schon mal im sechsstelligen Bereich liegen. Oftmals beteiligen sich an solchen Turnieren aber ganze Teams, unter denen der Gewinn dann aufgeteilt wird. In den letzten Jahren nimmt die Art und Weise des Spielens eine immer professionellere Form an. Es gibt heute schon Menschen, die hauptberuflich Videospiele spielen, dies täglich mehrere Stunden trainieren und dafür auch ein Gehalt ausgezahlt bekommen. Das Geld für derartige Auszahlungen stammt in den meisten Fällen aus Werbung.

eSports sind bei Werbetreibenden eine sehr beliebte Plattform. Im Jahr 2017 setzte sich das Geschäft zu 38 Prozent aus Sponsoring und zu 22 Prozent aus klassischer Werbung zusammen. Interessant ist das Thema dabei nicht nur für Firmen aus dem Gaming-Bereich, sehr prominent vertreten sind auch Lifestyle-Unternehmen. Red Bull betreibt sogar eigene Gaming-Teams und gibt jährlich nur für diesen Bereich etwa 80 Millionen US-Dollar aus. Weitere Einnahmen werden über Merchandising und Media Rights realisiert, wobei diese Sparten verhältnismäßig nur einen eher kleinen Teil einnehmen. Damit unterscheidet sich das Wesen von eSports deutlich von klassischen Sportarten. Es kommt deutlich seltener vor, dass Zuschauer und Fans sich Trikots oder ähnliche Artikel ihrer Lieblingsteams kaufen. Darüber hinaus bezahlen Zuschauer bis auf wenige Ausnahmen auch nichts für das Zuschauen.

Eine Goldgrube für Spieleentwickler

Der letzte große Verdiener bei eSports sind die Spielehersteller selbst, welche Titel wie League of Legends, Counter-Strike oder Call of Duty entwickeln. Activision Blizzard, Electronic Arts und Co. haben den Trend schon vor vielen Jahren erkannt und sich ganz gezielt in diese Richtung entwickelt. Dies geschah vor allem durch die Übernahme von Entwicklern. Nicht wenige der aktuell beliebtesten Titel entstammen ursprünglich aus der Feder von Hobby-Entwicklern, die erst später von einem großen Konzern übernommen wurden. Wer immer die Rechte an einem beliebten Spiel hält, kann damit nicht unerhebliche Summen an Geld verdienen. Denn Veranstaltet von Events benötigen stets die Rechte des Lizenzhalters. Bei jedem Turnier stehen also auch entsprechende Zahlungen an. Im Jahr 2017 entfallen immerhin 17 Prozent des Gesamtumsatzes auf Lizenzzahlungen an die Hersteller. Das ist oft mehr als genug, um die komplette Entwicklung eines Titels zu finanzieren und die meisten Spiele werden deutlich länger als nur ein Jahr gespielt.

Alle Zeichen stehen auf Wachstum

Insgesamt brachte es eSports im Jahr 2017 auf einen Gesamtumsatz von ganzen 696 Millionen US-Dollar. Damit ist die Sparte zwar noch weit entfernt von den Milliardenumsätzen im klassischen Sportgeschäft, kann aber auch ein deutlich schnelleres Wachstum vorweisen. Im Vergleich zu 2016 ist der Markt um 19 Prozent gewachsen und es interessieren sich mittlerweile rund 385 Millionen Menschen für eSport. Setzt sich diese Entwicklung in der Zukunft in einer ähnlichen Geschwindigkeit fort, könnte eSport schon bald so mancher etablierten Sportart das Wasser abgraben und zum nächsten Milliardengeschäft avancieren.

Der eSport steckt noch immer in den Kinderschuhen

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Screenshot Fifa 18, Bildquelle: RedBull, EASports

Trotz des rasanten Wachstums und der immer größeren Beliebtheit steckt das Thema eSport zu weiten Teilen noch immer am Anfang seiner Entwicklung. Deshalb ist es auch sehr schwierig bis unmöglich, die genaue Entwicklung in der Zukunft vorherzusehen. Es ist noch mit zahlreichen Veränderungen zu rechnen, gerade wenn immer mehr Konzerne auf den Zug aufspringen und mitmischen wollen. Darüber hinaus zeigt sich auch, dass viele der Spieler sich darum bemühen, unabhängiger zu werden. Dies erreichen sie vor allem durch die Übertragung ihrer Inhalte über Streaming Plattformen wie YouTube oder Twitch. Viele professionelle Spieler freuen sich dort über eine große Fan-Basis und erhalten Geld in Form von Spenden oder durch Werbepartner. Über die genauen Einnahmen auf diesem Vertriebsweg ist nichts bekannt. Schätzungen gehen aber davon aus, dass vor allem erfolgreiche Streamer davon mehr als gut leben können.

Der eSport erfindet sich ständig neu

Nicht zu unterschätzen ist die Schnelllebigkeit, die bei eSports vorherrscht. Fußballfans können sich sicher sein, dass auch in 10 oder 20 Jahren ihre Lieblingsteams noch Fußball spielen. Beim eSport hingegen können sich die bevorzugten Spiele schon mal über Nacht ändern. Das erlebte die Szene erst im letzten Jahr, als das Spiel „Playerunknown’s Battlegrounds“ in kürzester Zeit für einen riesigen Hype sorgte. Das Interesse der Zuschauer verschob sich über mehrere Monate fast vollständig auf diesen Titel. Dadurch mussten sich sowohl die Spieler als auch die Unternehmen umorientieren. Auch in Zukunft wird sich das Interesse sehr schnell auf immer andere Spiele verschieben. Schon jetzt haben die Publisher die nächsten großen Titel in der Pipeline. EA möchte vor allem mit „Anthem“ zur Konkurrenz in Form von Activisions „Overwatch“ aufschließen. Für Spieler bedeutet das, dass sie sich mit immer neuen Spielen beschäftigen müssen, um ganz oben mithalten zu können. Werbepartner hingegen müssen Kampagnen stets zeitnah planen, um nicht den nächsten großen Hype zu verpassen. Mögliche Investoren müssen sich darüber im Klaren sein, dass eSport zwar ein enormes Wachstumspotenzial bietet, dafür aber auch mit großen Risiken behaftet ist.

veröffentlicht von Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.