Von der Fondsgesellschaft Blackrock ist, wenn überhaupt, selten Gutes zu hören. Von Schattenbank und heimlichem Lobbyismus ist oft die Rede. Doch was ist wirklich dran an diesen Gerüchten? Höchste Zeit, einmal einen genaueren Blick auf Blackrock und den Mitbegründer und Vorsitzenden des Unternehmens, Laurence Douglas Fink (Larry Fink genannt) zu werfen.

Zuerst einmal das Grundsätzliche: Bei dem Unternehmen Blackrock (Eigenschreibweise BlackRock) handelt es sich um eine sogenannte Fondsgesellschaft, auch Investmentgesellschaft genannt. Diese Gesellschaftsformen sammeln das Geld privater Anleger, um sie in diverse Anlageformen zu investieren. Dies reicht von Rohstoffen über Immobilien bis zu Finanzinstrumenten. Unter den Fondsgesellschaften gehört Blackrock zu den Vermögensverwaltern, die sich mit dem Management von Finanzvermögen befasst. Dieses Management beinhaltet Verwaltung und Pflege der Vermögen und beinhaltet damit auch Anlageentscheidungen, die vom Vermögensverwalter selbsttätig durchgeführt werden können, solange die Finanzdienstleistung vom Kunden nachgefragt wird. Blackrock ist dabei der größte Vermögensverwalter der Welt und verwaltet ein Gesamtvermögen von weit über 5 Billionen US – Dollar. Zum Vergleich, das jährliche Bruttoinlandsprodukt (BIP), also der Wert aller in Deutschland als Endprodukt hergestellten bzw. erbrachten Waren und Dienstleistungen beträgt rund 3,4 Billionen US – Dollar. Deutschland rangiert damit, gemessen am BIP an vierter Stelle der globalen Volkswirtschaften.

Gegründet wurde das Unternehmen in den späten 80er Jahren als Teil der Investmentgruppe Blackstone von Finanzproduktexperten um Larry Fink und Robert S. Kapito. Anfang der 90er Jahre spaltete sich Blackrock dann von der Ursprungsgesellschaft ab und entwickelte sich zum unabhängigen Vermögensverwalter. Fink und Kapito sind heute noch in der Führung des Unternehmens tätig; Fink als Vorstandsvorsitzender und CEO, Kapito als Präsident. Die Investmentgruppe ist an tausenden Unternehmen als Aktionär beteiligt, unter anderen an Finanzunternehmen wie der Bank JPMorgan, am Technologiekonzern Apple, sowie an den Lebensmittelkonzernen Nestlé und McDonalds. Auch an im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Unternehmen ist Blackrock eingestiegen. Allein in die DAX – Unternehmen hat BlackRock knapp 60 Milliarden investiert (Quelle: Welt), hier z. B. an der Daimler AG, der Lufthansa, Merck, Infineon, Deutsche Bank oder der BASF. Die Kundschaft von Blackrock ist global und verteilt sich auf über 100 Länder. Darunter sind neben vermögenden Privatkunden auch staatliche Institutionen und Banken.

https://www.blackrock.com

Laurence Douglas Fink, Bildquelle: BlackRock

Als CEO (Chief Executive Officer) bestimmt Larry Fink die Geschicke des Unternehmens geschäftsführend. Der Sohn eines Schuhgeschäftbesitzers und einer Professorin war direkt nach dem Studium in den 1980ern als Investmentbanker für die Investmentbank First Boston tätig. Bereits an der Universität galt er als brillanter Kopf und konnte exzellente Studienabschlüsse vorweisen, doch nun fiel ihm bei seinem ersten Arbeitgeber die, zumindest für einen Investmentbanker, ziemlich langweilige und stumpfsinnige Aufgabe zu, das Hypothekengeschäft der Bank zu verwalten. Im Bank- und Finanzwesen ist eine Hypothek eigentlich zur Absicherung eines Kredites durch eine Immobilie oder ein Grundstück gedacht und sichert den Kreditgeber im Falle eines Ausfalls der Kreditrückzahlung durch den Schuldner ab. In diesem wenig aufregenden Hypothekengeschäft von First Boston tätig, kam Larry Fink nun auf eine neuartige Idee: Durch die vergebenen Kredite „saß“ die Investmentbank auf großen, potentiellen Werten. Warum nicht aus diesen hinterlegten Sicherheiten Wertpapiere konstruieren, mit denen sich dann Handeln, sprich die sich an Investoren verkaufen ließen? Dieser Einfall war ein Grundpfeiler des Hypothekenmarktes und bescherte First Boston in Finks ersten Monaten einen stattlichen Gewinn von 100 Millionen US – Dollar. Vor der US – Immobilienkrise ab 2007, die sich in den folgenden Jahren zur allgemeinen Banken- und schließlich zur Finanzkrise ausweitete, galt der Hypothekenmarkt als eines der einträglichsten Geschäfte auf dem Wertpapiermarkt. Mit Hypothekenhandel ließen sich riesige Gewinne machen, bis offenbar wurde, dass die hoffnungslos überschuldeten US – Privathaushalte die Schulden die Kredite nicht mehr bedienen konnten. Finks Höhenflug bei First Boston sollte allerdings ebenso schnell zu Ende gehen, wie er begonnen hatte. Durch falsche Vorhersagen der Zinsentwicklung „verbrannte“ Fink die 100 Millionen Dollar genauso schnell wieder, wie er sie gewonnen hatte. Daraufhin war sein Ruf als Trader vollends ruiniert, er musste First Boston wenig später verlassen. Doch diese Geschichte war für Fink nicht nur ein Reinfall, denn er lernte aus ihr auch etwas: Marktinvestments hatten immer etwas mit Risiken zu tun und wer die Risiken korrekt einschätzen konnte, gewann schließlich. Doch Käufer konnten auch gewaltig über eben jene Risiken stolpern, vor allem wenn sie zu wenig informiert waren. Zudem waren es oft die Investmentbanken selbst, die Käufer über die Risiken genau jener Wertpapiere aufklärten, die sie ihnen selbst verkaufen wollten. In dieser Situation bekam Fink den Einfall, dass er sich sein Wissen als Verkäufer von Anlegern bezahlen lassen könnte. Er würde als unabhängiger Experte die von den Banken kreierten Finanzprodukte auf ihre Risiken hin analysieren und dieses Wissen dann als unabhängige Einschätzung an die Kunden verkaufen. Diese Beratertätigkeit wurde in voller Erfolg. Mit der Finanzkrise erweiterte Fink schließlich das operative Geschäft von Blackrock von der reinen Beratertätigkeit zur Vermögensverwaltung. Das lukrative Geschäft der immer komplizierter gewordenen Finanzprodukte der Investmentbanker war innerhalb kurzer Zeit geplatzt. Nun war guter Rat tatsächlich teuer und Fink profitierte davon, dass nun zahlreiche Großkunden Blackrocks Beratertätigkeit in Anspruch nahmen. Doch dabei blieb es nicht, denn einige Kunden traten an Blackrock heran, gleich auch ihre Wertpapiere zu verwalten. Die „Stunde“ der Vermögensverwaltung war angebrochen.

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Bildquelle: Who is Danny/shutterstock

Technisch – Infrastrukturelle Grundlage von Blackrock stellt das Analysesystem Aladdin (ein Akronym für Asset, Liability, and Debt and Derivative Investment Network) dar. Dieses dezentrale, auf vier streng geheime Standorte verteilte Datenbankanalysesystem ist in der Lage, wöchentlich Millionen von Analysen durchzuführen und sogar sekündlich den Wert der überwachten Aktien zu bestimmen und zu ermitteln. Aladdin beaufsichtigt neben den unternehmenseigenen Investments auch die verschiedener anderer Kunden und überwacht damit zwischen sieben und zehn Prozent der weltweiten Vermögenswerte. Diese breite globale Aufstellung und Beteiligung verleiht Blackrock eine enorme Macht. Nicht nur, dass Blackrock selbst ein riesiges Vermögen verwaltet, durch die aus dem Analysesystem Aladdin gewonnenen Daten, hat das Unternehmen einen tiefen Einblick in die weltweiten Firmen- und Finanzstrukturen. Diese bilden die Grundlage für Aladdins komplexe finanzmathematische Kalkulationen, Vorhersagen und Preisbestimmungen in Echtzeit, durch die Blackrock extrem schnell in der Lage ist, auf Veränderungen der Märkte zu reagieren, meist schneller als die übrigen Marktteilnehmer.

Doch nicht nur überlegene Technologie macht Blackrock erfolgreich, es sind auch die mächtigen Kunden des Unternehmens. So nehmen auch Staaten und mächtige Banken wie die Europäische Zentralbank (EZB) die Dienste des Unternehmens in Anspruch. Durch diese direkten Kontakte, so die Kritik, erlangt der Finanzkonzern nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische Macht. Manchmal wird sogar von einer heimlichen Weltmacht gesprochen. Ob dies nun übertrieben ist oder nicht, sei dahingestellt, fest steht allerdings, dass Blackrock einen enormen Einfluss auf dem Anleihen- und Aktienmarkt hat: durch seine Beteiligungen an den meisten hochdotierten Börsenunternehmen konzentrieren sich viele Einzelanteile auf einen einzigen Marktteilnehmer. Diese Macht könnte der Finanzkonzern, zumindest theoretisch, auch gegen diese Unternehmen selbst einsetzen und seine eigenen Interessen durchsetzen. Zwar versteht sich Blackrock als reiner Vermögensverwalter und stiller Teilhaber, doch hierbei handelt es sich lediglich um ein Selbstverständnis, dass sich jederzeit ändern könnte. Bisher war der Konzern jedoch stets um Diskretion bemüht. Weiterhin problematisch sind Blackrocks Verbindungen zur Wirtschaftspolitik und seine Rolle als Schattenbank. Während der Wirtschaftskrise seit 2008 trat Blackrock wiederholt als Berater von Regierungen auf und wurde mit der Überprüfung von Bankbilanzen betraut. Inwiefern das dadurch bezogene Wissen über den Auftrag hinaus zum Einsatz kam, ist nicht bekannt. Auch die Rolle als sogenannte Schattenbank ist bedenklich. Schattenbanken sind, trotz der negativen Konnotation der Bezeichnung, zuerst einmal ganz legale Finanzunternehmen, die einige Funktionen von regulären Banken übernehmen. Obwohl diese Schattenbanken also einige Aufgaben von tatsächlichen Banken erfüllen, sind sie dabei aber nicht den für diese Finanzhäuser geltenden gesetzlichen Regelungen unterworfen. Aus diesen Gründen werden Finanzkonzerne wie Blackrock auch von Wirtschaftsexperten mit zunehmender Skepsis betrachtet, da sie sich in wichtigen Teilen jeder staatlichen und gesetzlichen Kontrolle entziehen.

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veröffentlicht von Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.